Simon-Kucher-Studie prognostizierte bereits 2021 mögliche Folgen
12. Mai 2025 – US-Präsident Donald Trump unterzeichnet heute eine Executive Order zur Einführung einer sogenannten „Most Favored Nation“ (MFN)-Regelung für Arzneimittelpreise. Diese Maßnahme wird voraussichtlich US-Preise für Medicare-Medikamente an die niedrigsten Preise, die in anderen Industrienationen gezahlt werden, koppeln. Die Maßnahme wird laut einem Social Media-Post von Donald Trump zu einer dramatischen Preissenkung von 30 bis zu 80 Prozent für einzelne Medikamente führen.
Eine internationale Studie der globalen Strategieberatung Simon-Kucher aus dem Jahr 2021 analysierte schon damals die Auswirkungen der Einführung einer derartigen International Reference Pricing Maßnahme in den USA – die der heutigen MFN-Regelung sehr ähnlich ist.
Ergebnisse Simon-Kucher-Studie
Die Untersuchung umfasste 53 der weltweit führenden, patentgeschützten Markenpräparate mit dem höchsten globalen Umsatz, darunter viele innovative Therapien. Hier die zentralen Ergebnisse der Studie:
- US-Preise lagen signifikant über dem internationalen Preisniveau, auch nach Rabatten. Abhängig vom Indikationsgebiet und Innovationsgrad der Medikamente waren die Preise in den USA bis zu drei- bis viermal so hoch wie in anderen OECD-Mitgliedsländern.
- Die Studie zeigte klare Risiken für die zukünftige Umsatzentwicklung der Pharmaindustrie auf: Die Anwendung des MFN-Modells würde zu einem Umsatzrückgang der betrachteten Medikamente von 64 Prozent in den USA und 37 Prozent global führen.
- Zusätzlich werden in der Studie mögliche strategische Maßnahmen für Pharmaunternehmen diskutiert, die teilweise zu einer tiefgreifenden Änderung des bisherigen Geschäftsmodels führen könnten. Sie umfassen u.a. den verspäteten Launch bzw. einer möglichen Nichtvermarkung von neuen Arzneimitteln in Europa sowie eine Listenpreis-Harmonisierung zwischen den USA und Europa, die allerdings tiefgreifende regulatorische Änderungen an Preissetzungsprozessen in einzelnen europäischen Ländern erfordern würde. Darüber hinaus könnten Pharmaunternehmen auch die Möglichkeit nutzen, ihr Ex-US-Geschäft an andere Unternehmen zu lizensieren oder Portfolio-Swaps mit anderen Unternehmen durchzuführen.
„Die heutige politische Entscheidung bestätigt unsere Prognosen aus dem Jahr 2021. Die Anbindung der US-Preise an internationale Benchmarks hat das Potential die weltweite Pharmalandschaft nachhaltig zu verändern“, so Christian Schuler, Senior Partner und Managing Partner des Health Sector bei Simon-Kucher. „Unternehmen müssen ihre Preis- und Markteintrittsstrategien möglicherweise vollkommen neu bewerten. Ohne wirtschaftlich tragfähige Preise droht die hohe Innovationskraft dieser Leitindustrie schweren Schaden zu nehmen.“
Implikationen für deutsche Pharmaunternehmen
- Mit einem Einbruch des Umsatzes in den USA, steigt der Druck für Unternehmen höhere Preise in anderen Industrienationen wie Deutschland zu realisieren. Dem steht jedoch bereits jetzt ein Kostensenkungsdruck der gesetzlichen Krankenversicherung entgegen.
- In Deutschland ist der Preis innovativer Arzneimittel in der Regel transparent. Die potenzielle Referenzierung dieses Preises durch die USA könnte dem deutschen Preis eine zunehmend globale Bedeutung verleihen.
- Die seit Jahresbeginn in Deutschland mögliche Vereinbarung eines vertraulichen Preises könnte eine strategisch wachsende Bedeutung erhalten.
- Unternehmen könnten den Markteintritt in Deutschland oder Europa verzögern oder gar nicht erst vornehmen, um niedrige Preisreferenzen zu vermeiden und somit den Preis in den USA zu schützen.
- Die politische Maßnahme in den USA könnte dazu führen, dass die Preissetzung für innovative Medikamente in Deutschland und Europa neu überprüft werden muss.
- Eine sinkende Ertragslage gefährdet die Mittel für Forschung, Produktion und Arbeitsplätze auch an deutschen Standorten.
Die Bedeutung der angekündigten Maßnahmen ist weitreichend. Pharmazeutische Unternehmen müssen die neuen Rahmenbedingungen verstehen, deren Auswirkungen auf das eigene Geschäft bewerten und globale Strategien entwickeln, um nachhaltig mit der neuen Situation umzugehen.